KOMMENTAR: Mitten im deutschen Sommer, wenn Maut, Ferienstaus und Bahnunfälle die größten Ärgernisse der Gesellschaft sind, wütet andernorts Krieg, Verwüstung und Tod. Die Krisenherde umfassen beinahe den ganzen Globus – und kein Konflikt macht aktuell den Anschein, auf ein friedliches Ende hinzustreben.
Mit dem Scheitern des Assoziierungsabkommens begann bereits im November 2013 der Konflikt in der Ukraine, der mittlerweile zu einem Krieg um Land, Bodenschätze und Identität angeschwollen ist. Scheinbar als ein Stellvertreterkrieg zwischen USA und Russland geführt, verhärten sich die Fronten zusehends: Als die Boeing 777 der Malaysia-Airlines-Flug 17 – kurz MH017 – am Donnerstag, den 17. Juli mit 283 Passagieren und 15 Crew-Mitgliedern auf dem Weg von Amsterdam nach Kuala Lumpur über der Ostukraine abstürzt, spitzt sich die Lage erneut zu. Seitens der USA und Europa wurden nun in der zweiten Runde Sanktionen gegen den vermeintlichen Rebellenunterstützer im Kreml verabschiedet: Diesmal sollen der Finanz- und Wirtschaftssektor des Landes entschieden getroffen werden. In der Ukraine wird derweil eine Kriegsabgabe von anderthalb Prozent auf alle steuerpflichtigen Privateinkommen im Land erhoben, die bis zum 1. Januar 2015 gelten soll – das beschloss das Parlament in Kiew mit großer Mehrheit. Auch lehnte das Parlament am Donnerstag das Rücktrittsgesuch von Regierungschef Arseni Jazenjuk ab und sprach ihm das Vertrauen aus. Somit muss Jazenjuk jetzt doch im Amt bleiben.
Derweilen rafft auch der seit Anfang 2011 entbrannte Bürgerkrieg in Syrien mehr als 170.000 Menschen hin; Millionen Menschen sind noch immer auf der Flucht, wie der Spiegel berichtet. Allerdings hat sich der anfänglich auf eine Demokratisierung ausgerichtete Konflikt zu einem entropischen Endzeitszenario entwickelt: Ausländische Interessengruppen gewinnen mehr und mehr Einfluss. Auch hier ließe sich von einer Neuauflage des Kalten Kriegs sprechen. Der Spiegel berichtet von einem neuen Bündnis, bei dem in jüngsten Gefechten offenbar IS-Extremisten, die einen Gottesstaat anstreben, an der Seite anderer islamistischer Brigaden kämpfen. Die Gruppen galten bislang als verfeindet. Die Regierungstruppen wurden dagegen von Mitgliedern der libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah unterstützt. Auch Iran unterstützt das Assad-Regime: immer mehr Milizen drängen von außerhalb in die Kampfgebiete, die gleichzeitig immer weiter anwachsen.
Auch Epidemien verselbstständigen sich rund um den Erdball: Der afrikanische Kontinent, insbesondere Westafrika, wird seit Mai diesen Jahres von einer – mittlerweile – außer Kontrolle geratenen Ebola-Epidemie heimgesucht. Das Ebolafieber, das sich mutmaßlich von Primaten oder Flughunden auf den Menschen überträgt, hat am Mittwoch, den 2. Juli 2014, bereits 759 Menschen in Guinea, Liberia und Sierra Leone infiziert, von denen 467 verstarben. Das bedeutet eine Sterberate von 61 Prozent; in Guinea sollen sogar 75 Prozent der Infizierten verstorben sein. Mittlerweile fürchten die USA – und mit ihr die ganze Welt – ein Übergreifen der Krankheit auf andere Kontinente. Die WHO versucht schon seit Monaten, den Virus zurückzudrängen – allerdings mit wenig Erfolg. Die Eingeborenen sind kaum über die Krankheit informiert und besonders bei Beisetzungen ist die Infektionsgefahr hoch, da auch Leichen weiterhin als Wirte fungieren. 100 Millionen Dollar sind nochmals für den Einsatz der WHO in den verseuchten Ländern vorgesehen.
Im Südsudan, der vor nunmehr drei Jahren als jüngster Staat der Welt gefeiert wurde, verbreitet die Cholera Angst und Schrecken. Der Staat ist gebeutelt von Bürgerkriegen, die sich auf einen Machtkampf zwischen den hiesigen Volksgruppen, Nuer und Dinka, zurückführen lassen.
Gleichzeitig kursiert im südasiatischen Raum die Malaria, die möglicherweise aufgrund der kurzen Behandlungszeit von drei Tagen, eine Resistenz gegenüber den bisher wirksamen Arzneimitteln ausbildet. Die Grenzregionen im Norden und Westen von Kambodscha, im Osten von Myanmar, in Thailand und Vietnam sind besonders betroffen. Die mit dem Stich weiblicher Stechmücken der Gattung Anopheles übertragenen Erreger sind bisher kaum aufzuhalten. Die humanitäre Lage ist allerorts katastrophal, ebenso wie im umkämpften Gaza:
Der fünfte Kriegsausbruch in fünfeinhalb Jahren zwischen Israel und der islamistischen Hamas, bei der massenweise Zivilisten umkamen, dauert nun bereits mehrere Wochen an: am Donnerstag, den 17. Juli begann Israel die Bodenoffensive. Als Auslöser wird die Verschleppung und Tötung minderjähriger Religionsschüler angeführt. Jedweder Versuch einer Feuerpause wird – unter gegenseitiger Schuldzuweisung – innerhalb weniger Stunden gebrochen. Erklärtes Ziel Israels, die ihre Hauptstadt unter dem „Iron Dome“ – einem Raketenabwehrsystem, das, vom US-Kongress mit 225 Millionen Dollar bezuschusst werden soll, vor Angriffen aus dem Nachbarland schützt, sei es, die Tunnelsysteme der Hamas sowie ihre Waffenlager zu zerstören. Dagegen verschanzen sich die Hamas – und das wird in der Kriegsberichterstattung besonders hervorgehoben – in bewohnten Häusern oder in Krankenstationen; verkleiden sich als Helfer und verwenden demnach die Ortsansässigen als menschliche Schutzschilde.