Früher oder später musste er ja kommen: der erste Familienurlaub. Nur wie? Schön nostalgisch, wie wir ihn aus unserer eigenen Kindheit kennen, mit dem Auto durch den Stau über ein oder zwei Grenzen, selten mehr. Oder doch exotischer mit dem Flugzeug, dem Schiff oder zu Fuß um den halben Globus? Wer mit kleinen Kindern in Urlaub fährt, hat ganz andere Ansprüche, als jemand, der einfach nur die Welt sehen will. Kultur, Land und Leute, einmalige Erlebnisse und erstaunliche Naturschauspiele müssen plötzlich mit Wickelgelegenheiten, Spielplätzen und kindertauglichen Wegen kombiniert werden.
Wir fingen dieses Jahr klein an und fuhren für eine Woche mit Sohn (fünf Jahre) und Tochter (fünf Monate) nach Sankt Johann im Pongau, Österreich. Eine Stunde hinter Salzburg liegt der Alpenort. Damit wirklich jeder von uns zumindest teilweise auf seine Kosten kommt, quartierten wir uns im vier Sterne Hotel Lerch ein. Denn mit den Kindern kommt auch die Erkenntnis, wie erlösend eine Woche ohne selber kochen, Wäsche waschen und aufräumen ist. Das Hotel bietet für jeden Geldbeutel passende Zimmer, die für Paare oder Familien gedacht sind. Zwei Schwimmbecken locken an heißen Tagen zur Abkühlung, ein großer Spielplatz mit Kinder-Bauernhaus und Streichelzoo sorgt für die Kinder-Bespaßung. Dazu gibt es wöchentlich ein ausgedehntes Programm mit Kutschfahrten, Ponyreiten, Kinderkino, Nachwanderungen, Traktorfahrten, und und und.
Doch auch um Sankt Johann herum zeigt sich ein buntes Feld an Aktivitäten, die für Familien gemacht sind. Der nahe gelegene Geisterberg ist eine ideale Kombination von gemütlicher Wanderung für die Erwachsenen sowie Spiel und Spaß für die Kinder. Mehrere Spielgelegenheiten, ein Rundweg mit kleinen Stationen und zwei gemütliche Hütten für die Jause, den Imbiss beim Wandern, sind vorhanden. Alle, die gerne noch etwas mehr Bewegung wollen, sparen sich einfach den Geisterzug, der von der Gondel zum Geisterdorf führt. Wer mit kleinen Kindern unterwegs ist, kommt dabei um eine Frage nicht herum: Kinderwagen oder Tragetuch. Wir entschieden uns für das Tragetuch und waren damit erstaunlicherweise in der Minderheit. Dabei finde ich das Tragetuch praktisch und ideal für Wanderungen. Auch etwas unebene Wege können leicht passiert werden, das Kind fühlt sich auch wach sicher und die Gefahr, dass es anfängt zu quengeln, ist minimal. Freie Hände und im Notfall auch eine Stillmöglichkeit während des Laufens sind weitere Pluspunkte. Auch Gondeln, Busse oder Züge sind mit Tragetuch oft leichter zu nutzen, vor allem beim Andrang in den Sommerferien.
Auch die Lichtensteinklamm bietet sich für Familien mit Kindern an. Mit dem Kinderwagen kommt man hier allerdings nicht durch. Wir suchten uns extra den heißesten Tag unseres Aufenthaltes aus, denn in der Schlucht ist es durchweg kühl. Der rauschende Bach und der tosende Wasserfall, der uns am Ziel erwartete, taten ihr Übriges. Die extra gekauften Regenjacken blieben indes unbenutzt. Im Herbst oder Frühjahr, wenn mehr Wasser den Berg herunter fließt, wird man beim Weg durch die Klamm aber doch ganz schön nass.
Etwas weiter von Sankt Johann entfernt liegt Wagrain, das mit dem Grafenberg eine weitere kinderfreundliche Attraktion bietet. Ein riesiger Spielplatz ist aber nicht das Einzige, was die fleißigen Gondelfahrer erwartet. Eine Kinderalm mit Streichelzoo, ein lehrreicher Bienenpfad, auf dem man das Leben der Honigbienen besser kennenlernen kann, sowie Hängebrücke und kleine Fähren über den Bergsee laden zum Verweilen ein. Wer dennoch etwas wandert, wird belohnt: Ein Seilgarten zum Klettern, eine riesige Rutsche, ein Barfußpfad, Wasserspiele, Jausehütten, und vieles mehr gibt es zu entdecken, je nachdem, wie weit man kommt.
Noch etwas weiter weg befindet sich der Nationalpark Hohen Tauern. Noch davor liegt ein Wildpark mit allerlei heimischen Tieren zum Bestaunen. Aber auch in Salzburg gibt es einiges zu erleben. Das Freilichtmuseum beispielsweise, der Salzburger Zoo, das Spielzeugmuseum oder aber das Haus der Natur fasziniert nicht nur die Kinder. Wir entschieden uns für Letzteres und staunten nicht schlecht. Flora und Fauna werden gezeigt und erklärt, ein kleiner Reptilienzoo gehört dazu, eine Weltraumausstellung, sowie eine Körperausstellung mit kleinen Stationen zum Mitmachen lässt den Besuch kurzweilig erscheinen. Im Extra-Trakt gibt es für kleine und große Forscher außerdem das Science Center mit Laboratorien, Sonderschau und allerlei zum Entdecken.
Wichtig ist, immer wieder Pausen einzuplanen. Zum Stillen, Wickeln, aber auch, dass die älteren Kinder kurz durchatmen können. Ein kleiner Snack sollte immer griffbereit sein und vor allem die Getränke dürfen nicht vergessen werden. Bei all dem Wandern und Spielen brauchen auch die größeren Kinder Ersatzkleidung. Und neben all dem Neuen, was es in kurzer Zeit zu entdecken und erfahren gilt, sollten Eltern immer darauf achten auch den eigenen Bauch und die Kinder zu hören. Ein Tag Pause passt vielleicht nicht immer in den Reiseplan, hilft aber bei nörgeligen Kindern oder schlaflosen Säuglingen. Und wer dann Schwimmbecken, Streichelzoo und Spielplatz im Hotel hat, kommt auch bei einem Tag Pause noch voll auf seine Kosten.
Ein guter Tipp für alle, die den nächsten Familienurlaub planen und noch nicht genau wissen, wo es hingehen soll, ist „Reisen mit Kindern“ von Geraldine Friedrich. Ob Afrika, Frankreich oder Amerika, ob Campen, Wandertour oder Skikurs, hier gibt es Erfahrungsberichte und nützliche Ideen.
Vorschau: Am 03.September folgt hier der Mentalitätscheck zum Land, wo die Zitronen blühen, Italien.