Ja, das Schicksal kann unglaublich grausam sein. Tod, Trennung und finanzielle Katastrophen können uns Menschen aus der Bahn werfen. Aber auch kleinere Rückschläge sind auf die Dauer zermürbend und am Ende reicht bereits eine Kleinigkeit aus, um sich zu fragen: „Warum soll ich weitermachen?“
Optimistisch zu sein, ist wahrlich nicht einfach, das steht schon mal fest. Es ist viel bequemer, ein Pessimist zu sein und die dunklen Seiten des Lebens zu betonen. Doch mit der Zeit wird ein solcher Schwarzseher immer verdrießlicher, verdirbt sich die Laune und zieht darüber hinaus auch gleich sein gesamtes Umfeld, seine Mitmenschen, mit runter.
Für alle dagegen angenehmer sind Zuversicht gepaart mit Realitätssinn. Es ist schon ein gewaltiger Schritt vorwärts, zu erkennen, dass Fehler und Krisen einfach zum menschlichen Leben dazugehören – nicht alles kann eitel Sonnenschein sein. Vielmehr machen gerade erst Fehler und Schwierigkeiten das Leben aus. Wer keine Probleme hat, der kann nur tot sein oder anders ausgedrückt: Wer lebt, hat Probleme.
Krisen sind nicht nur einfach Krisen. Sie helfen uns, im Endeffekt besser zu werden und unser Leben zu meistern. Nur wer Fehler macht, kann aus diesen lernen und Fortschritte erzielen. Wo keine Fehler sind, da herrscht Stagnation. Und möglicherweise öffnet gerade ein lästiges Problem eine neue Tür im Leben: Vielleicht ist es am Ende sogar besser, dass man ausgerechnet jetzt gekündigt wurde. So ergibt sich die Chance, neu durchzustarten, gar den Weg in die Selbständigkeit zu finden.
Optimisten sehen die Welt keineswegs durch die rosarote Brille. Es würde gar keinen Sinn machen, Probleme wegzureden und zu ignorieren. Ein Optimist entscheidet sich jedoch für das einzig Sinnvolle: Er verzweifelt eben nicht, sondern sucht nach Lösungen. Steht ein Pessimist vor einem gigantischen Berg, so wird er am Fuß des Berges stehen bleiben und sein Leid beklagen, dass er den Berg nicht überwinden kann. Was macht der Optimist in solch einer Situation? Er baut einen Tunnel …
Dieses plakative und zugegeben etwas übertriebene Beispiel bringt eines auf den Punkt: Optimisten suchen Lösungen und bauen auf diese Weise ihre Stärken und Möglichkeiten aus. Sie vertrauen darauf, dass es irgendwie schon weiter gehen wird, selbst dann, wenn die exakte Lösung noch überhaupt nicht greifbar ist.
Wie schon gesagt, es ist mitnichten einfach, immer optimistisch zu sein, vor allem wenn man eine negative Grundeinstellung gewöhnt ist. Wir Menschen können nicht einfach so einen Schalter umlegen und von „Glas ist halb leer“ auf „Glas ist halb voll“ schalten. Es hilft aber schon enorm viel, wenn man versucht so positiv wie nur möglich zu denken. Sicher gibt es auch Situationen, in denen das Schlechte zu überwiegen scheint. Trotzdem heißt es: Ran ans Werk! Nur so kann die schlechte Zeit auch wieder vergehen.
Ein Bild, das mir persönlich bisher immer ganz gut geholfen hat, wenn ich an einem Tiefpunkt angelangt war, ist das des römischen Schicksalsrades. Die antiken Römer stellten sich das Leben als eine Art Rad vor, auf dem wir Menschen uns befinden. Das Rad dreht sich unentwegt weiter und es lässt sich niemals aufhalten. Manchmal befinden wir uns eben oben auf dem Rad, während wir ein anderes Mal unten sind und vom Rad des Lebens zerquetscht werden. Aber keine Bange, das Rad dreht sich weiter, nach einem Tiefpunkt geht es immer wieder bergauf. Und am schnellsten geht das, wenn wir nicht nur untätig herumsitzen, sondern das Rad aktiv anschieben und mithelfen, wieder nach oben zu kommen.
Vorschau: „Steuererklärung? So etwas habe ich ja noch nie gemacht.“ – Wem es ähnlich ergeht, der sollte Evas Kolumne nächste Woche nicht verpassen, denn dort wird sie sich genau mit dieser Situation befassen.