Hohen Tischtennis-Besuch gab es am gestrigen Sonntag in der Wormser BIZ Sporthalle zu bestaunen. Bei der zweiten Auflage des EWR Masters testeten unter anderem die beiden deutschen Tischtennis-Superstars Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll ihre Kräfte, bevor es zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro geht. Den Turniersieg schnappte sich mit Patrick Franziska aber ausgerechnet der eigentliche Ersatzmann für Olympia.
Es war 17.49 Uhr als sich Turniersieger Patrick Franziska sichtlich geschafft, aber überaus glücklich den wartenden Pressevertretern stellte. „Ich bin von meiner Leistung ehrlich gesagt selbst ein wenig überrascht. Aber ich war schon im Training in guter Form und freue mich darum umso mehr über den Turniersieg“, strahlte er nach dem kräftezehrenden 3:2 (11:7; 11:9; 9:11; 4:11; 12:10)- Finalerfolg über Deutschlands Nummer eins, Dimitrij Ovtcharov, über das ganze Gesicht.
EWR Masters als letzter Härtetest
Die zweite Auflage des EWR Masters war für die deutsche Tischtennis-Elite das letzte Turnier vor dem Abflug zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janiero. Klar, dass sich für diesen Härtetest in Ovtcharov, Timo Boll, Bastian Steger (alle Deutschland), Li Ping (Katar), Robert Gardos und Chen Weixing (beide Österreich) gleich sechs Rio-Fahrer in Worms die Klinke in die Hand gaben. Die Krux: Triumphator Franziska, der als vierter Ersatzmann mit nach Rio fliegt, war als Teilnehmer des Turniers ursprünglich überhaupt nicht vorgesehen. Erst durch die Absage der schwedischen Tischtennislegende, Jan-Ove Waldner, rutschte der gebürtige Bensheimer ins Zwölferfeld nach und übte so schon einmal den Ernstfall des Ersatzmannes. Und dies mit großer Bravour. Mit zwei 3:1-Siegen über den Schweden Jörgen Persson und Steger, schaffte Franziska als Gruppenerster den Einzug ins Halbfinale. Gegner dort war Timo Boll, der sich ebenfalls mit zwei Erfolgen qualifizierte. Ovtcharov und Gardos komplettierten das Feld der besten Vier.

Voll fokusiert: Turniersieger Patrick Franziska und Dimitrij Ovtcharov (vorne) im Finalspiel des EWR Masters Foto: Koehl
Arrangiertes Doppel sorgt für Unterhaltung
Doch bevor dieses ausgespielt wurde, sorgten die Veranstalter des TV Leiselheim für ein wenig Abwechslung in der brütend warmen BIZ Sporthalle. Während das Öffnen der großen Hallentüren nur wenig Abkühlung brachte, sorgte dagegen das arrangierte Doppel, bei dem Tischtennis-Bundestrainer Jörg Roßkopf und der EWR-Vorsitzende Günther Reichart für den guten Zweck gegen Fetzner und den Wormser Sportdezernenten Uwe Franz einen Satz spielten, für reichlich Heiterkeit unter den Zuschauern. Auch die Autogrammstunde mit allen zwölf Spielern war ein echter Zuschauermagnet. „Tiiiiimoo“, schrie ein junges Mädchen, als sie ihr Idol entdeckte und schlug sich kurz darauf peinlich berührt die Hand vor den Mund. Doch nur, um wenige Sekunden später ihren Mut wieder zu finden und zu fragen: „Darf ich ein Foto mit dir machen?“ „Klar, auch zwei“, antwortete der ehemalige Weltranglistenerste mit einem sympathischen Grinsen.
Boll verliert und visiert Medaille an
Weniger zu Lachen hatte Boll dagegen wenig später an der Platte. Bei der 1:3 (9:11; 11:6; 9:11; 10:12)-Niederlage musste er sich Franziska im Halbfinale knapp geschlagen geben. „Es war vor Olympia noch mal wichtig, gute Wettkämpfe zu spielen. Man hat heute allen aber auch eine gewisse Müdigkeit angemerkt, da haben die Jüngeren vielleicht einen kleinen Vorteil“, sagte Boll mit einem Augenzwinkern und ergänzte: „Ich bin dennoch optimistisch, dass ich in einer guten Form bin. Natürlich möchte ich in Rio eine Medaille gewinnen, aber ich konzentriere mich zunächst voll und ganz auf die erste Runde.“
Mit Ovtcharov ist zu rechnen
Auch sein Mannschaftskollege Ovtcharov reist mit großen Medaillienambitionen nach Brasilien. Der klare 3:0 (11:4; 13:11; 11:7)-Halbfinalerfolg über Gardos hat gezeigt, dass mit ihm zu rechnen sein wird. Daran ändert am Ende auch die 2:3-Finalniederlage gegen Franziska nichts. Die Rollen sind klar verteilt. Das weiß auch der Ersatzmann: „Ich werde in Rio für die Mannschaft da sein und sie so gut es geht mit der Hoffnung unterstützen, dass am Ende eine Medaille herausspringt“, gab sich Franziska mannschaftsdienlich.
Vorschau: Nächste Woche erfahrt ihr alles, was es mit dem HIIT Training auf sich hat.